Bericht von der Deutschen Schulschachmeisterschaft in Willingen

In diesem Jahr hatten sich zwei von uns betreute Teams für die bundesweite Endrunde in Willingen qualifiziert. Das an sich ist schon ein großer Erfolg für unseren Verein. Am Himmelfahrtswochenende begab sich dann der Lindenauer Fuhrpark ins Sauerland, um mit den besten Grundschulmannschaften Deutschlands zu wetteifern.

willingen1 tmb willingen2 tmb

Untergebracht waren wir im Sauerland Stern Hotel, das sich große Mühe gab, den Anforderungen der einfallenden Kinderhorden gerecht zu werden. Nach dem Beziehen der Zimmer folgte das Anbaden im Hotelpool und ein leckeres Abendessen. Nach der ersten Nacht begann der schachliche Teil:

Klasse 1/2:

Es waren (nur) 8 Mannschaften am Start. Die meisten Spieler (auch bei uns) hatten keine DWZ, so dass wir gespannt waren, wie es laufen würde. Wir spielten mit Felix Richter, Anton Oberbuchner, Edwin Kinateder, Djego Kreßner und Enjo Lehmann. Als Betreuer agierten Stephan (Papa von Edwin) und Toni (Papa von Djego). Natürlich war auch Harald immer irgendwie mittendrin, trotz seiner Aufgaben als Turnierleiter.

Runde 1: Im ersten Spiel erwartete uns die Europaschule aus Falkensee. Enjo pausierte (wobei das nie eine Pause war, weil zeitgleich ein "Ersatzspielerturnier" lief und man dort genauso eine Partie spielte). Felix, Anton und Edwin gewannen souverän, nur Djego musste der Aufregung Tribut zollen und war hinterher todtraurig. 3:1

Runde 2: Es gab wenig Zeit zum Verschnaufen, denn schnell stand die zweite Runde gegen die Schule am Pulverberg Bremen an. Diesmal pausierte Djego, um sich im Ersatzspielerturnier richtig ins Turnier zu spielen. Hier fehlte uns das Spielglück gegen den späteren Sieger. Edwin vergaß die Rochade und wurde übers Brett gejagt bis zum Matt. Felix spielte gut und hatte eine Mehrfigur, ließ sich dann leider einzügig matt setzen. Sein Gegner gewann alle Partien im Turnier. Enjo stand phasenweise sehr schlecht, kämpfte sich aber zurück bis in ein vorteilhaftes Bauernendspiel. Dort schafften es dann beide gleichzeitig, sich eine neue Dame zu holen. Schließlich ging Enjo nach der Achterbahnfahrt ein bisschen die Kraft aus und er verlor leider. Anton wurde mit einem spekulativen Figurenopfer beschäftigt. Objektiv sicher vorteilhaft für ihn, aber schwer zu spielen. Beim Zwischenstand von 0:3 nahm er dann den Spatz in der Hand (der Gegner gab nur dieses Remis ab) und wir verloren 0,5:3,5.

Runde 3: Nach der Mittagspause erwartete uns die Christopherusschule aus Rostock. Wir spielten wieder mit der Stammaufstellung. Djego kam "on fire" zurück und gewann sehr schnell. Felix und Edwin erhöhten kurz darauf, nur Anton übersah etwas und verlor. 3:1

Im Gegensatz zu den Großen, die noch eine Runde spielen mussten, hatten die Kleinen ihr Tagwerk geschafft. Es ging zur Sommerrodelbahn, frische Luft und neue Energie tanken. Toll organisiert von Stephan und Toni. Danach Hotelpool, Abendessen und Quixx spielen.

Runde 4: Am nächsten Morgen stand ein richtungweisendes Match gegen die Grundschule am Markt aus Hettstedt an. Anton spielte stark und brachte uns schnell in Führung. Das brachte Sicherheit. Djego und Felix erhöhten auf 3:0 und Edwin stand mit Turm, Springer und drei Bauern gegen Turm total auf Gewinn. Doch dann begann das Nervenflattern, der Gewinn war weg und nach vielen Zügen Turm gegen Turm stellte er leider sogar den Turm noch ein. Schade, aber zum Glück war der Mannschaftskampf schon entschieden. 3:1

Runde 5: Damit konnten wir bereits auf eine Medaille schielen. Nach kurzer Pause wartete Raesfeld auf uns, die bis dahin wechselhaft gespielt hatten. Edwin hatte sich gut erholt und machte schnell das 1:0. Wichtig! Felix und Anton konnten auch schnell gewinnen. Djego krönte die gute Mannschaftsleistung und Enjo konnte im Ersatzspielerturnier auch seinen ersten Punkt verbuchen. Da konnte das Mittagessen kommen, hatten sich alle verdient! Die Mannschaft aus Raesfeld wird am Ende Dritter werden. 4:0

Runde 6: Es hatte sich noch eine zweite Leipziger Mannschaft qualifiziert, die Schule am Grünen Gleis. Großartig für das Leipziger Schulschach, und sie präsentierten sich auch hervorragend und wurden am Ende Vierter! In Runde 6 kam es daher zum Derby und Prestigeduell um die "Vorherrschaft" in Leipzig. Wir konnten das Momentum der letzten beiden Runden mitnehmen. Anton brachte uns schnell in Führung, Djego erhöhte. Felix spielte gegen seinen starken Gegner, bis nur noch zwei Könige auf dem Brett standen und sicherte mit dem Remis den Mannschaftssieg. Edwin spielte am längsten, war aber immer obenauf und gewann verdient. 3,5:0,5

Damit waren wir sicher Zweiter. Was für ein starker zweiter Tag gegen drei sehr gute Mannschaften. Es gab erneut einen schönen Ausflug, Doppelkopf wurde gelernt und gespielt, Hotelpool, Abendessen, Doppelkopf, Quixx. Super.

Runde 7: Gegen das Tabellenschlusslicht aus Hamburg gab es noch einen ungefährdeten 4:0-Sieg.

Am Ende ein verdienter 2. Platz gegen die besten Schulen Deutschlands in der Gruppe 1./2. Klasse. Bremen war einfach eine Nummer zu groß, aber ansonsten bestimmten wir das Niveau beim Turnier mit. Felix (5,5/7) hielt souverän das Spitzenbrett, Anton (5,5/7) war ebenso eine Macht an Brett 2. Edwin (5/7) und Djego (5/6) räumten hinten auf. Enjo (0/1) schnupperte bei seinem ersten großen Turnier mal die Schachluft und war wichtig für den Team-Spirit. Ein großer Pokal für die 60. Grundschule und unsere großen "Kleinen".

Klasse 1-4:

Ein großes Teilnehmerfeld mit 42 Mannschaften. Wir waren nominell an 7 gesetzt, aber es sollte sich schnell zeigen, dass gerade im Schulschach viele unterbewertete Spieler dabei sind, die einem bei der kurzen Bedenkzeit das Leben schwer machen können. Unsere Mannschaft bestand aus Julius Kutschera, Mila Richter, Leonas Hübler, Theodor Wendt und Pepe Härtig. Eine runde, ausgewogene Mannschaft. Die Aufgabe des Betreuers fiel mir (Papa von Mila und Felix) zu. In regelmäßigen Mannschaftsbesprechungen stimmten wir ab, wer in der jeweiligen Runde pausieren (=Ersatzspielerturnier) sollte.

Runde 1: Es ging gegen die Erich-Kästner-Grundschule Dortmund. Theodor kam nicht gut in die Partie und war über das Remisgebot der Gegnerin froh. Pepe spielte gut und gewann, aber Leonas verlor, sodass bei 1,5:1,5 die Partie von Mila entscheiden musste. Nervenstark behielt sie die Übersicht und brachte den umjubelten ersten Sieg nach Hause. 2,5:1,5

Runde 2: Das erste große Drama gegen die Grundschule Wasserkampstraße Hannover. Leonas war im Turnier angekommen und gewann schnell, aber Theodor musste der fehlenden Spielpraxis Tribut zollen. 1:1 Pepe stand gut und Julius sollte auch Vorteil haben. Aber die Zeit lief runter und Julius bot Remis. Der Gegner lief auf Julius Zeit zu Pepes Brett und besah sich die Situation. Dann nahm er an. Julius meinte hinterher, er hätte auch vor dem Gebot geguckt. Wer hatte besser geguckt? Pepe stand nämlich sehr schlecht, aber die Gegnerin hatte wenig Zeit. In einem wilden Hauen und Stechen überlebte Pepes letzter Bauer lang genug, um den Sieg durch Zeitüberschreitung zu bekommen. Puh. Das war knapp. 2,5:1,5

Mittagessen. Da bei den Großen nicht die Mannschaftssiege, sondern die Brettpunkte zählten, waren unsere 2,5 + 2,5 = 5 schlechter als ein 4:0 und ein 2:2 (4 + 2 = 6). Wir waren also im oberen Mittelfeld.

Runde 3: Die Haldenschule Rommelshausen war ein starker Gegner (und spielte den Rest des Turniers immer oben mit). Aber wir spielten das erste Mal mit Julius und Mila und waren optimistisch. Leonas stellte leider schnell seine Dame ein. Danach kämpfte er zwar wie ein Löwe, aber es reichte nicht mehr. Theodor hingegen hatte die Auswertung des letzten Spiels aufgesogen und setzte das gleich erfolgreich um. Mila spielte ein schwieriges Bauernendspiel nicht optimal, hatte aber vorher gut Druck gemacht, sodass dem Gegner beim Mattsetzen mit König und Dame gegen nackten König die Zeit ausging. Remis also. Julius scheute nach langem Kampf das letzte Risiko und einigte sich mit seinem Gegner auf Remis. 2:2

Runde 4: Alles kein Beinbruch, aber ein schöner Sieg wäre dann doch mal wünschenswert. Ein weiteres knappes Ding hätte den Betreuer die letzten Haare gekostet. Gegen die Heinrich-Heine-Grundschule Schwerin waren wir sicher favorisiert. Die Jungs und das Mädel waren aber im vierten Spiel des Tages auch hellwach. Pepe, Leonas und Mila fuhren souveräne Siege ein, bevor Julius sich einmal mehr aufgrund knapper Zeit mit Remis zufrieden gab. 3,5:0,5

Das spülte uns sehr weit vor auf Platz 4. Die SpielerInnen wollten gern in den Pool und spielten dort fast eine Stunde mit dem Ball. Nach dem Abendessen wurde noch Just One und Schach gespielt. Die Stimmung war ausgezeichnet. Auf zum zweiten Wettkampftag.

Runde 5: Die Finkenschule aus Aurich an Tisch 2. Ein echter Härtetest, denn diese Schule steht bis zuletzt auf Platz 1 und wird am Ende unglücklich Zweiter. Pepe verliert schnell, danach Theodor. Etwas länger dauert es bei Mila und Julius, aber es steht eine 0:4-Klatsche auf dem Ergebniszettel. Teambesprechung: Kein Beinbruch, das passiert. Wichtig ist, dass man danach gut zurückschlägt. Bis jetzt hat jeder einmal ausgesetzt. Die Kinder besprechen, wie wir es in den letzen 4 Runden machen wollen, und gemeinsam legen wir die "Pausierer" fest. Dann geht es auch schon weiter.

Runde 6: Die Schule am Stadtpark Lübeck ist natürlich ein wesentlich kleinerer Brocken. Aber trotzdem muss man hier jede Mannschaft erstmal schlagen. Theodor und Leonas sind hochkonzentriert und bringen uns 2:0 in Führung. Da wollen sich Mila und Julius nicht lumpen lassen. 4:0

Runde 7: Mittagspause. Die Auslosung ist okay. Grundschule Stadtilm ist stark, aber eigentlich unsere "Preisklasse". Unglücklicherweise erwischt Stadtilm einen Sahnetag, oder wir haben zuviel gegessen. Auf jeden Fall werden Theodor und Pepe schnell überrollt. Mila wehrt sich lange, verliert aber auch. Julius scheut nach langem Kampf wieder das letzte Risiko. Stadtilm bleibt danach bärenstark und spielt in der letzten Runde ums Treppchen. 0,5:3,5

Runde 8: Nach kurzem Schütteln die schwere Auslosung. Das Top-Gesetzte Team aus Plauen, die sich sehr schwer tun im Turnier, aber natürlich klar favorisiert sind. Pepe spielt 7 Züge Schachtheorie von vor 400 Jahren (die Klassiker :-) ), dann weicht Meryem ab (weil sie die Theorie vergessen hat). Drei Züge später setzt sie matt. Auch Theodor wird von Anni stark angegriffen, bleibt aber erstmal stehen. Plötzlich ein haarsträubender Fehler der Plauenerin - und Theodor setzt zweizügig matt. Ausgleich. Geht da doch was? Leonas fordert dem erfahrenen Theo alles ab. Aber die Erfahrung setzt sich durch. Julius nimmt nach langem Kampf in ausgeglichener Stellung Remis an. 1,5:2,5

Mit dem Ergebnis können wir gut leben. Auf Wunsch der Kinder machen wir nochmal lange den Pool unsicher, genießen das letzte Abendmahl und es gibt noch einmal eine Schach-Trainingseinheit. Dann ins Bett, denn mit einem guten Ergebnis können wir noch viele Plätze gutmachen.

Runde 9: Die zweite Vertretung der Finkenschule Aurich. Bärenstark, sich mit zwei Mannschaften bei den Großen zu qualifizieren. Aber es hilft nichts, es zählt nur ein hoher Sieg. Zum Glück hat Pepe gut geschlafen und sorgt mit einem schnellen Sieg für Rückenwind. Leonas und Mila ziehen nach. Julius hat wie oft den stärksten Gegner und Probleme mit der Zeiteinteilung. Diesmal gibt es kein Remis, sondern eine unglückliche Niederlage durch Zeitüberschreitung. 3:1

Damit landeten wir auf einem sehr ordentlichen 14. Platz. Mit ausschließlich Drittklässlern kann sich das sehen lassen. Julius (3,5/8) gab uns ein stabiles Spitzenbrett, das sich vor niemandem Verstecken muss. Ein noch besseres Ergebnis verhinderte sein Hadern mit der kurzen Bedenkzeit (eigentlich in jeder Runde ;-) ). Mila (4,5/7) bereits bei ihrer dritten DSM konnte ihre Routine in eine gute Punkteausbeute im Oberhaus ummünzen. Leonas (4/7) ebenfalls sehr solide, fühlte sich an Brett 3 wohler als an Brett 2 (3/4 vs. 1/3). Theodor (3,5/7) mit wenig Spielpraxis wackelte zu Beginn, biss sich aber förmlich ins Turnier hinein und glänzte mit dem Big Point gegen Plauen. Pepe (4/7) startete an Tag 1 wie die Feuerwehr mit 3/3. Am zweiten Tag gegen sehr starke Gegner dann 0/3. In der letzten Runde dann der wichtige Sieg. Alle eingesetzten Spieler um die 50%, so sieht eine gute Mannschaft (und Aufstellung) aus.

Vielen Dank an die selbstständigen Großen, die die Betreuung leicht gemacht haben, an Harald für das langjährige Wirken und die Unterstützung vor Ort und an meine Mitbetreuer Stephan und Toni, die die Kleinen durch ihr Engagement immer wieder topfit ans Brett brachten, ohne dass der Spaß darunter litt!